Mit der freien Tempowahl auf deutschen Autobahnen dürfte es vorbei sein, wenn SPD, Grüne und Linke in der Bundestagswahl vom Wochenende eine Regierungsmehrheit finden.
Wenn die Deutschen am Wochenende ihr Parlament neu wählen und die künftige Nicht-Merkel-Regierung vorspuren, entscheiden sie auch über das Schicksal des Tempolimits auf Autobahnen. Während die bürgerlichen Parteien ein generelles Tempolimit nach wie vor ablehnen, sprachen sich im Wahlkampf sowohl SPD als auch Grüne und die Linke dafür aus. Und genau dies, eine Rot-Grün-Rote-Regierung ist nicht die unwahrscheinlichste Variante einer künftigen Koalition. Ausser die CDU und Spitzenkandidat Armin Laschet schneiden besser ab, als es die Umfragen erwarten lassen.
Heute sind noch etwa zwei Drittel des deutschen Autobahnnetzes ohne Tempolimit – eine genaue Statistik existiert nicht, wie das Fachmagazin Auto Motor & Sport in einer Recherche erstaunt feststellte.
Über die Wirkung einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung gehen die Meinungen auseinander. CDU und FDP sehen darin eher wirkungslose Symbolpolitik. Rot-Grün argumentiert mit Verkehrssicherheit und CO2-Reduktion.
2 % schneller als 160
Klar ist: Auch auf den «freien» Abschnitten und wenig Verkehr fährt nur eine Minderheit schnell. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Bundesland Nordrhein-Westfalen fahren 77 % langsamer als die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Nur 2 % waren, bei 1,2 Milliarden ausgewerteter Fahrten, schneller als 160 km/h unterwegs.
Wie auch in der Schweiz sind die Strassen mit den höchsten gefahrenen Tempi gleichzeitig die sichersten. In Deutschland lag der Anteil der auf Autobahnen tödlich Verunfallter bei lediglich 12 % - trotz hoher Fahrleistungen auf diesen Strassen.
Und weil nur relativ wenige Automobilisten die Möglichkeiten der «freien Fahrt» nutzen, dürfte sich auch die Auswirkung auf den Verbrauch in Grenzen halten. Studien gehen von zwei bis drei Mio. Tonnen weniger CO2 aus, bei gut 160 Mio. Tonnen Gesamtausstoss des deutschen Strassenverkehrs.
