Volkswagen investiert in ein neues Werk am Stammsitz in Wolfsburg namens Trinity. Die neuen Elektroautos sollen dort massiv effizienter hergestellt werden. Massstab? Na klar, der Mitbewerber aus den USA …

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Während Tesla letzten Monat mit der Produktion in seinem deutschen Werk in Berlin-Brandenburg gestartet ist, steht der Konkurrent Volkswagen kurz vor der Fertigstellung seiner Pläne für eine 2 Milliarden Euro (2,2 Milliarden Dollar) teure Elektrofahrzeugfabrik, mit der er in Sachen Effizienz mit seinem US-Rivalen gleichziehen will.

Tesla kann nach eigenen Angaben in seinem neuen Werk in Grünheide bei Berlin seinen Crossover Model Y in 10 Stunden produzieren, während VW für die Herstellung seines elektrischen Kompaktwagens ID.3 dreimal so lange braucht.

VW will nun die Produktionszeiten in seinem neuen Werk Trinity am Stammsitz in Wolfsburg verkürzen, indem es Techniken wie den Grossdruckguss einsetzt und die Anzahl der Bauteile in seinen Autos um mehrere hundert reduziert. Das Werk soll 2026 in der VW-Stadt Wolfsburg in Betrieb genommen werden. Sie wird eine vollelektrische Limousine für die Marke VW mit fortschrittlichen Selbstfahrfähigkeiten bauen.

Ein Auto in 10 Stunden

«Unser Ziel ist klar: Wir wollen mit unserer Produktion Massstäbe setzen», sagte VW-Markenproduktionschef Christian Vollmer in einem Interview mit Reuters. «Wenn wir es in 10 Stunden schaffen, haben wir etwas Grosses erreicht.»

Der Autohersteller hat seine Produktivität um etwa 5 Prozent pro Jahr verbessert, müsse aber grössere Sprünge machen, um seine Vormachtstellung auf dem europäischen Markt zu behalten, sagte Vollmer, ohne ein neues prozentuales Ziel zu nennen.

VW - mit seinen Marken von Skoda, Seat und VW bis hin zu Audi, Porsche und Bentley - hat in Europa einen Marktanteil von 25 %, vor Tesla mit 13 %.

Die Ziele von VW entsprechen dem allgemeinen Trend in der Branche, die Produktpalette zu vereinfachen und die Produktion zu rationalisieren, da die Autohersteller darum ringen, das Geld für die Finanzierung des Übergangs zur Elektromobilität aufzubringen – und mit Rivalen wie Tesla Schritt zu halten, die nicht zwischen der Herstellung von E-Fahrzeugen und Autos mit Verbrennungsmotoren jonglieren müssen.

«Tesla hat den Anstoss gegeben, die Anzahl der Teile zu reduzieren und einfachere Produkte herzustellen», sagte Evan Horetsky, ein Partner bei McKinsey. «Alteingesessene Hersteller haben es schwerer, weil sie laufende Verträge erfüllen müssen.»

Schlüssel zur Effizienz: Grosspressen

Ein Tesla-Sprecher sagte, dass einer der Gründe, warum Tesla seine Model Y-Fahrzeuge in Deutschland innerhalb von 10 Stunden produzieren kann, der Einsatz von zwei riesigen Gusspressen ist, die einen Druck von 6000 Tonnen ausüben, um das Heck des Fahrzeugs herzustellen.

VW benötigt derzeit bis zu dreimal so viel Zeit für den Bau seiner Autos wie Tesla. Im Presswerk in Grünheide bei Berlin kann Tesla gemäss eigenen Angaben 17 Bauteile in weniger als sechs Minuten herstellen. Mit sechs weiteren «Giga-Pressen» wird Tesla bald auch die Front des Autos herstellen. Volkswagen kann dies auch, beispielsweise im Werk Zwickau (siehe Bild), will bei der Herstellung der neuen Trinity-Reihe aber vermehrt auf Grosspressen setzen.

BMW hingegen hat grosse Gussteile bislang mit der Begründung abgelehnt, dass die höheren Reparaturkosten die niedrigeren Herstellungskosten überwiegen.

Andere halten dagegen, dass der vermehrte Einsatz von Assistenzsystemen bis hin zum autonomen Fahren die Unfallhäufigkeit verringern werde: «Tesla entwirft ein Fahrzeug, von dem sie ausgehen, dass es wohl nie in einen schweren Unfall verwickelt sein wird», sagte Cory Steuben vom Beratungsunternehmen Munro & Associates.

Geschäftsgeheimnis

Idra, das italienische Unternehmen, das Grosspressen herstellt, hat es abgelehnt zu sagen, ob es mit Tesla zusammenarbeitet, obwohl Brancheninsider bestätigen, dass das deutsche Werk des Autoherstellers seine Produkte verwendet, um die vordere und hintere Unterbodenplattform für das Model Y herzustellen.

In einem kürzlichen Interview mit Automotive News Europe sagte Idra-CEO Riccardo Ferrario, dass VW und Volvo die Autohersteller seien, die am ehesten entscheiden könnten, ob sie für ihre zukünftigen Fahrzeuge auf «Megacasting» umsteigen.

ID.3 braucht doppelt so lang als ein Polo

Während VW bestimmte Modelle wie den Tiguan oder den Polo in 18 bzw. 14 Stunden in Deutschland und Spanien herstellen kann, dauert die Produktion des ID.3 in Zwickau, einem Werk, in dem sechs Modelle von drei VW-Marken gefertigt werden, immer noch 30 Stunden.

Im Werk Trinity werden mehrere Arbeitsschritte durch Automatisierung zu einem zusammengefasst, wodurch der Karrosseriebau an Bedeutung und Belegschaft verlieren wird. Positiv formuliert es Produktionschef Vollmer. Die verstärkte «Mensch-Roboter-Kooperation» reduziere anstrengende und teils unangenehme Arbeit.

VW plant keine Giga-Pressen direkt im neuen 2-Milliarden-Euro-Trinity-Werk in Wolfsburg, wird stattdessen die Anlagen in seinem 160 km entfernten Werk in Kassel nutzen und die Produkte per Bahn transportieren.

Tesla-Werk: Tatsächlich giga Produktionszahlen

Die US-Investmentbank JPMorgan prognostiziert, dass Tesla in seinem Werk in Grünheide im Jahr 2022 etwa 54’000, im Jahr 2023 280’000 und im Jahr 2025 dann 500’000 Autos produzieren wird. VW, das im vergangenen Jahr weltweit etwa 452.000 batterieelektrische Fahrzeuge ausgeliefert hat, hat noch kein Produktionsziel für Trinity festgelegt, das seine Scalable Systems Platform SSP nutzen wird.

 

Quelle: https://europe.autonews.com/automakers/how-vws-trinity-project-aims-catch-tesla?utm_source=daily&utm_medium=email&utm_campaign=20220331&utm_content=hero-headline

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