Die International Road Union (IRU) schlägt Alarm: Der Mangel an Lkw-, Bus- und Reisebus-Fahrern in Europa wird sich durch die steigende Verkehrsnachfrage und die Überalterung der Fahrer bis 2026 verdreifachen – wenn nichts geschieht.

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Dem Transportgewerbe gehen zunehmend die Arbeitskräfte aus: Die wachsende Kluft zwischen Chauffeuren, die in den Ruhestand gehen, und neuen Fahrern führt dazu, dass die Anzahl der unbesetzten Lastwagen-Fahrerstellen bis 2026 auf über 60 Prozent ansteigen wird. Das sind dreimal mehr als heute. Nur leicht «besser» sieht es bei den Busfahrern aus: Dort wird bis 2026 europaweit jede zweite Stelle nicht besetzt werden können.

Dies geht aus einem Bericht der IRU hervor, der Mitte November publiziert worden ist. Im Bericht werden sechs Länder untersucht, die zwei Drittel des gesamten europäischen Strassengüterverkehrs ausmachen, und vier Länder für den Personenverkehr, die 28 % des gesamten Verkehrs ausmachen.

Das Fazit der IRU ist klar: «Wenn keine Massnahmen ergriffen werden, um den Fahrer-Beruf zugänglicher und attraktiver zu machen, könnten in Europa bis 2026 mehr als zwei Millionen Fahrer fehlen, was Auswirkungen auf die Hälfte aller Gütertransporte und Millionen von Personenfahrten hätte», so die IRU.

Obwohl die Löhne von Berufsfahrern bis zu fünfmal höher seien als die durchschnittlichen Mindestlöhne, fördert der Bericht Alarmierendes zum Zugang zum Chauffeurberuf zutage. Insbesondere für junge Menschen und für Frauen wird eine fehlende Attraktivität konstatiert.

«Die Krise des Fahrermangels in Europa beschleunigt sich rasch und stellt eine grosse Gefahr für den Kontinent dar, wenn nichts unternommen wird», so IRU-Generalsekretär Umberto de Pretto. Ohne Fahrer würden Europas Wirtschaft, soziale Mobilität und der Klimaplan ins Stocken geraten.

Zugang und Attraktivität des Strassentransports sind entscheidend

Gemäss IRU gibt es indessen «bewährte Lösungen, insbesondere wenn Industrie und Regierung zusammenarbeiten» würden:

  • Das Mindestqualifikationsalter für Lkw-Fahrer liegt in fünf EU-Ländern immer noch bei 21 Jahren und für die meisten Berufe im Gewerbe EU-weit zwischen 21 und 24 Jahren, was ein grosses Hindernis für Schulabgänger darstellt.
  • Auch die hohen Kosten zur Erlangung des Führerausweises und die Ausbildung sind gemäss IRU ein Hindernis.
  • Sicherheit, insbesondere für weibliche Fahrer, ist von entscheidender Bedeutung, um den Beruf attraktiver zu machen. 95 Prozent der Lkw-Fahrer und 94 Prozent der Transportunternehmen räumen der Sicherheit höchste Priorität ein. Doch nur 3 Prozent der bestehenden Lkw-Parkplätze in der EU sind als sicher zertifiziert.

Damit scheint klar, wo die Politik ansetzen müsste. Es liegt auf der Hand, dass der Zugang zum Beruf vereinfacht und vor allem vorgezogen werden müsste. Zudem führt kein Weg an gezielten Investitionen in die Infrastruktur für den Nutzverkehr vorbei – es sei denn, man wolle die Ver- und Entsorgung Europas bewusst an die Wand fahren.

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