Nach rund 16-monatiger Planungs- und Umsetzungszeit konnte das Tiefbauamt Basel-Landschaft diesen Sommer den ersten vollelektrischen Lastwagen in Betrieb nehmen. Der Scania 25P B 6x2*4 NB wird als Ergänzung des bestehenden Fuhrparks zum Einsatz kommen und helfen, erste Erfahrungen mit einem Elektro-Lkw bei den täglichen Aufgaben zu sammeln.
Im Februar 2021 ist Beat Tschudin, Leiter Fachbereich Fahrzeugwesen, an Bruno Christ, Scania Verkaufsberater bei der Scania Schweiz AG in Pratteln, herangetreten und erzählte diesem erstmals von seiner Idee, einen vollelektrischen Lastwagen mit Welaki-Aufbau und Winterdienst-Ausrüstung für das kantonale Tiefbauamt BL realisieren zu wollen. Schon vom ersten Augenblick an trafen hier zwei Personen aufeinander, die beide genau wussten, was es nun zu tun gab.
Zuerst wurde durch Beat Tschudin ein detailliertes Pflichtenheft für dieses «Pionier»-Fahrzeug erstellt und zusammen mit Bruno Christ ein mögliches Fahrzeugkonzept evaluiert und definiert. Doch für Bruno Christ war die Reise hier noch nicht zu Ende, denn nun galt es, die Herausforderungen von einem Welaki-Aufbau in Kombination mit der Winterdienst-Ausrüstung auf einem vollelektrischen Scania Chassis zu kombinieren. Der Fahrer soll damit seine gewohnten Arbeiten im Unterhaltsdienst der Werkhöfe beim Tiefbauamt in gleicher Qualität und Zeit mit einem vollelektrischen Lastwagen erledigen.
Trösch AG Fahrzeugbau als Partner für den Welaki-Aufbau
Mit der Trösch AG Fahrzeugbau in Volketswil wurde schnell ein Partner für den Welaki-Aufbau gefunden. Die Trösch AG verstand die Vorstellungen des Kunden und konnte diese auch anbieten. Das gleiche Feedback kam von der Firma Zaugg AG in Eggiwil. Denn es stand ja noch genügend Zeit zur Verfügung, um das Fahrzeugprojekt in Ruhe vorzubereiten und bis zur Chassis-Lieferung auch technisch umzusetzen.
Battery Electric Vehicle (BEV) Scania 25P B 6x2*4 NB an der transport-CH
Als relativ unscheinbares Battery Electric Vehicle (BEV) Scania 25P B 6x2*4 NB stellte die Scania Schweiz AG das Fahrzeug im November 2021 als Chassis/Kabine an der transport-CH in Bern aus und über eine Projekttafel konnten sich interessierte Besucher über dieses doch eher aussergewöhnliche Fahrzeugkonzept informieren. Was in der Theorie leicht aussah, wurde dann bei der Realisation durch die beiden involvierten Aufbauhersteller wieder einmal deutlich aufgezeigt. Nicht alleine nach Lösungen suchen, sondern gemeinsam unter Miteinbezug des Fachwissens aller drei involvierten Partner ging es dann Schlag auf Schlag zur finalen Fahrzeugfertigstellung.
BEV Nutzfahrzeug für Umweltschutzdirektion Tiefbauamt Basel Landschaft
Am 1.Juli 2022 war es soweit und unter Teilnahme aller involvierten Firmen wurde das erste BEV Nutzfahrzeug der stolzen Besitzerin, der Umweltschutzdirektion Tiefbauamt Basel Landschaft, vertreten durch Beat Tschudin, in Empfang genommen. Dieser gab «sein» neues Fahrzeug gleich weiter an Reto Wagner, den zuständigen Strasseninspektor der Werkhöfe der Kantonalen Strassenunterhaltsdienste, wo das neue Fahrzeug seinen Standort haben wird.
In einer ersten Phase werden die beiden Fahrer Peter Grieder und Joël Schwyzer das Fahrzeug einsetzen und auf die Alltagstauglichkeit prüfen.
Dabei kommt der BEV-Scania zuerst im Kreis 3 in Sissach - auch Bergregion im landschaftlichen Kantonsgebiet genannt - zum Einsatz, bevor es später im Kreis 1 in Reinach und danach auch im Kreis 2 in Liestal seine Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen kann. Dabei werden pro Jahr ca. 25'000 km zurückgelegt und Transporte von Mulden oder Baustellenmaterial zu den eigenen Baustellen durchgeführt.
Ab dem ersten Wintereinbruch wird mit dem Neufahrzeug eine weitere Einsatzaufgabe abgedeckt werden, der Winterdienst. Doch bis dahin werden die beiden langjährigen und routinierten Fahrer mit dem BEV-Scania bereits bestens vertraut und somit auch bereit für die ersten Schneeräumungs-Einsätze sein. Davon gibt es pro Wintersaison normalerweise etwa 20 bis 30 Tage.
Nicht nur das Fahrzeug-Pionier-Projekt forderte von allen involvierten Firmen das gesamte Fachwissen, denn das neue Nutzfahrzeug muss ja auch noch "betankt" werden, damit es seine Aufgaben und die geforderte Fahrleistung erfüllen kann. In enger Zusammenarbeit mit der Firma Plattner Engineering GmbH aus Bubendorf wurde eine eigene «Elektro-Tankstelle», die den Strom grösstenteils von der gebäudeeigenen 1’200 m2 grossen Photovoltaik-Anlage bezieht - entwickelt und umgesetzt. Damit kann das Fahrzeug zu 100 Prozent mit nachhaltigem Solarstrom geladen werden.