Nahe der norwegischen Landeshauptstadt Oslo durften wir die im letzten Herbst vorgestellte E-Truck-Generation von Scania fahren. Wer schon die vorgängige Serie des Scania Battery Electric Vehicle gefahren ist, konnte schon erahnen, dass die neuste Generation noch mehr bieten würde.

 

 

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So war es dann auch. Bei dem für die Textverfasserin bereitgestellte Fahrzeug handelte es sich um einen Scania 40S. Die Bezeichnung 40 bezeichnet die 400 kW Motorenleistung und das S steht für die Kabinenvariante. Der vollelektrische Scania kann aber auch in allen anderen Kabinenvarianten bestellt werden. Im Moment gibt es neben dem 400 kW starken Elektroantrieb auch noch eine stärkere 450 kW-Version, welche mit 45 gekennzeichnet wird. Unser Scania 40S unterschied sich kaum von einem Dieselfahrzeug. Einzig der hellblaue Streifen zwischen den Scheinwerfern, sowie die genannte Fahrzeugbezeichnung deuteten auf den vollelektrischen Antrieb hin. Auch der Fahrerplatz konnte genauso gut der eines V8-Fahrzeuges sein. Ein bequemer Sitz, gut verstellbares Lenkrad, übersichtliche Armaturen – wer den Scania auch nur ein bisschen kennt, ist hier sofort zu Hause.

Erst beim Starten konnten wir anhand der Displayanzeige erkennen, dass es tatsächlich ein vollelektrisches Fahrzeug sein musste. Beim “Starten” des Motors erschien auf dem Display ein grün leuchtendes «Ready», ohne dies hätten wir wohl kaum bemerkt, dass der Lastwagen startbereit war. Wie man es sich bereits vom Scania Opticruise-Getriebe gewohnt ist, schaltet auch das verbaute Getriebe kaum spürbar seine sechs Gänge. Keine Windgeräusche, kein Pfeiffen des Elektromotors – einfach nur lautlos glitt der Scania 40S über die Autobahn. Von den rund 36 Tonnen Gesamtgewicht war nichts zu spüren.

Die norwegische Landschaft nördlich von Oslo ist ähnlich wie in der Schweiz hügelig und somit hervorragend für eine erste Testfahrt geeignet. Einmal die Autobahn verlassen, erwarteten uns neben neben dem Randsfjorden (viergrösster Binnensee Norwegens) einmal sehr schnell schmale und kurvige Strassen die uns auch durch kleine Dörfchen führten. Mit der Rekuperationsbedienung, welcher die Funktion des Retarders übernimmt, konnte das Fahrzeug ohne Einsatz der Fussbremse problemlos in der idealen Geschwindigkeit gehalten werden und dazu noch Batterieenergie zurückgewonnen werden. Gleichzeitig freuten wir uns über die Sternchen auf dem Display, welche eine effiziente und vorausschauende Fahrt auszeichnen.

So packte uns auch in dieser Hinsicht der Ehrgeiz, möglichst viel Energie zurück zu gewinnen. Auf verschiedene Fahrmodis, wie Power oder Range hat man bei Scania verzichtet. Denn Power ist jederzeit genügend vorhanden. Mitbewerber bieten hier einen Range-Modus, welcher den Lastwagen in den kompletten Sparmodus bringt, damit dieser auch noch bei wenigen Batterie-Ladungsprozenten sicher zur nächsten Ladesäule bringt. Hier stellt sich einfach die Frage, ob es vielleicht nicht von Vorteil wäre, sich schon früher nach einer geeigneten Ladestation umzusehen, um sicher zu sein, dass das Ziel problemlos erreicht werden kann. Auch beim Dieselfahrzeug fährt man ja nicht gerne auf «Reserve».

Scania baut nicht nur vollelektrische Lastwagen, sondern setzt sich auch für eine Ladeinfrastruktur ein. So entwickelt und bietet der schwedische Konzern Hardware und Dienstleistungen für Depot-Charging an. So realisierte die Scania Schweiz AG zusammen mit der Käppeli Logistik AG in Sargans den ersten öffentlichen E-Truck-Ladepark in Sargans. Auch die Scania Servicestellen mussten sich der E-Mobilität bei den Nutzfahrzeugen anpassen. So wird derzeit in ganz Europa die gesamte Service-Organisation auf mögliche Wartungs- und Reparaturarbeiten vorbereitet und intensive geschult.

So dürfen derzeit lediglich am Hauptsitz der Scania Schweiz AG in Kloten Arbeiten an Batterien und innerhalb des Batteriegehäuses vorgenommen werden (BEV Level A). Hierzu braucht der Mechatroniker eine fachspezifische Ausbildung und zertifizierung. In weiteren offiziellen Scania-Werkstätten können dann Diagnosen gestellt und bei Bedarf auch Service und Arbeiten am Hochvolt-System (BEV Level B) durchgeführt warden. Diese Schulungen und Vorbereitungen sollten dann bis spätestens Ende Jahr abgeschlossen sein.

Nach rund 180 gefahrenen Kilometern endete leider unsere Testfahrt bereits wieder und die Testfahrzeuge wurden an einem Ladepark für die nächste Testfahrt nachgeladen. Dabei kann der BEV Scania permanent linear mit bis zu 375 kWh geladen warden, was derzeit ein absolutes Alleinstellungsmerkmal bei verfügbaren Elektro-Trucks bedeutet. Auch sind die verbauten Truck-Batterien bereits Megawatt-Charching tauglich, was ein noch schnellerer Ladeprozess erlaubt, wenn dann die entsprechende Ladeinfrastruktiur einmal verfügbar sein sollte. Ist zu hoffen, dass diese Art von Schnellladung bald flächendeckend möglich sein wird.

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