Die Zeit ist generell günstig für Börsengänge. Besonders, wenn Firmen digital unterwegs sind und auf E-Mobilität setzen. 2022 will jetzt ABB mit einem IPO Geld einsammeln.

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Im Herbst 2021 erregte der Schweizer Technologiekonzern ABB Aufsehen mit der Ankündigung, den leistungsfähigsten Schnelllader für Elektroautos auf den Markt zu bringen. Wie es der Name erahnen lässt, lädt der «Terra 360» mit maximal 360 kW. Damit werden nicht nur die Akkus von E-Autos schnell voll, diese Kapazität reicht gar für Elektro-Trucks. Anderseits bietet ABB mit dem Lader mehr Flexibilität, indem sich gleich vier Fahrzeuge anschliessen lassen, die dann mit immer noch schnellen 90 kW geladen werden. Einziger Nachteil: Die Ladestation benötigt dennoch ein Minimum an Platz.

Die Ankündigung des weltweit leistungsfähigsten Schnellladers liest sich wie beste Werbung für einen weiteren Schritt in der Entwicklung der ABB E-Mobilitätssparte. Vermutlich im ersten Halbjahr 2022 soll der Bereich denn auch an die Börse gehen, wie ABB Anfang Dezember angekündigt hat. Entsprechende Informationen kursierten auf den einschlägigen Finanzportalen bereits im Sommer 2021. Nach Angaben von Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, könnte das schnell wachsende Unternehmen einen Wert von rund 3 Milliarden Dollar haben.

Riesiges Wachstumspotenzial

Der Bereich Elektromobilität, der Schnellladegeräte für Elektroautos und -busse herstellt, sich aber auch mit digitalen Dienstleistungen sowie Energie- und Flottenmanagement profiliert, kann vom weltweiten Boom batteriebetriebener Fahrzeuge profitieren.

ABB hatte schon früher Pläne für einen Börsengang angekündigt, aber weder einen Zeitplan noch eine Bewertung genannt. CEO Bjorn Rosengren sagte im April, dass der Konzern nach einem IPO (Initial Public Offering) wahrscheinlich eine Mehrheitsbeteiligung behalten würde, die der Einheit bei Akquisitionen helfen würde.

Das Unternehmen arbeite zusammen mit der Investmentbank Lilja an den Vorbereitungen für den Börsengang im Bereich der Elektromobilität, so die Quellen, und fügten hinzu, dass UBS und Morgan Stanley als federführend angesehen werden, um die globalen Koordinatorenmandate für den Börsengang 2022 zu erhalten. Dazu lehnten sowohl ABB wie auch die drei Banken eine Stellungnahme ab.

Die Ausgliederung der Einheit, die in 85 Ländern tätig ist, ist den Quellen zufolge noch nicht abgeschlossen. Sie sagten, dass ein Abschluss in der ersten Hälfte des Jahres 2022 erfolgen könnte, dass sich der Zeitpunkt aber auch verschieben könnte.

Das Angebot von ABB in Fragen der Ladeinfrastruktur kommt zur richtigen Zeit, da der Markt für E-Autos zumindest europaweit boomt und die Länder gefordert sind, für die vielen Stromer auch Ladestationen anzubieten. Die Europäische Union hat erklärt, dass sie bis 2025 1 Million und bis 2030 3 Millionen Ladepunkte installieren will. 2020 zählte man erst rund 225'000 solcher Steckdosen.

Hohe Börsenbewertung wahrscheinlich

Der Geschäftsbereich Elektromobilität von ABB beschäftigt 850 Mitarbeiter und erzielte 2020 einen Umsatz von 220 Millionen US-Dollar. In den letzten fünf Jahren verzeichnete es eine durchschnittliche Wachstumsrate von 50 %, die sich in den kommenden Jahren abschwächen dürfte. Die Analysten von Goldman Sachs schätzten im Mai, dass der Umsatz der Sparte im nächsten Jahr auf 495 Millionen Dollar steigen wird.

Investoren bewerten Unternehmen, die Geräte zum Aufladen von Elektrofahrzeugen herstellen, hoch, und US-Konkurrenten wie ChargePoint und Blink Charging werden mit mehr als dem 30-fachen ihres für 2023 erwarteten Umsatzes gehandelt.

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