In Sachen E-Auto ist Nissan, dank des Leafs, ausgesprochen erfahren. Das zeigt sich im neuen Ariya. Den Vorsprung als Elektro-Pionier hat der japanische Hersteller aber längst verloren.

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Nissan hatte mit dem Leaf schon einen feinen Stromer im Angebot, als andere Hersteller noch zweifelten, ob sich der batterieelektrische Antrieb wirklich durchsetzen würde. Der Leaf, beinahe das einzige «bezahlbare» Elektroauto, verkaufte sich ab 2012 dies- und jenseits des Atlantiks gut, bevor CO2-Sanktionen den Wettbewerb ebenfalls zur Elektrifizierung zwangen. Der Leaf (engl. «Blatt») war lange Jahre das meistverkaufte Elektroauto, Nissan sammelte Unmengen von Nutzer-Daten und wusste, so kann man vermuten, über das Verhalten von Elektroauto-Fahrer mehr als sonst ein Hersteller, von Tesla vielleicht abgesehen.

Und was passierte dann? Nichts. In der Ära von Allianz-Imperator Carlos Goshn bolzte der Konzern lieber Umsatz, als viel Geld in Innovation zu stecken. Immerhin: Nissan baute auf der technischen Plattform des Leaf den batterieelektrischen Lieferwagen e-NV200.

Ab Mitte Jahr kommt der Nissan Ariya

Jetzt aber, neues Jahrzehnt, neues Glück: Nissan lanciert den Ariya, einen mittelgrossen Crossover, der diesen Sommer auf den Markt kommt. Er misst 4,60 m in der Länge, übertrifft damit den markeninternen Verbrenner-Crossover Qashqai um gut 20 Zentimeter. Das Raumangebot ist entsprechend grosszügig, auch auf der Rückbank, wie der ADAC nach einer ersten Proberunde bestätigt.

Nissan Ariya: Viel Power

Auch an Motorleistung geizt der Ariya nicht, anders noch als die zwei milden Leaf-Generationen. Als Vorderradantrieb ist der neue Strom-Nissan mit 160 oder 178 kW (218 oder 242 PS) zu haben. Der schwächere Motor kommt kombiniert mit einem 63-kWh-Akku (netto), der stärkere mit 87 kWh. Der grosse Akku ist in allen Allrad-Versionen verbaut; die zwei E-Motoren kombinieren sich zu 225 kW oder sogar satte 290 kW Spitzenleistung (306 resp. 394 PS!). In der Topversion lässt sich der Standardsprint 0-100 km/h laut Nissan in 5,1 s erledigen. Verbriefte WLTP-Reichweiten stehen ebenso aus wie die Preisangaben.

An der Steckdose sind Mitbewerber Hyundai/Kia fixer

Nicht ganz so magistral wie die Fahr- sind die Ladeleistungen. Mit CCS-Anschluss sind maximal 130 kW drin. Mitbewerber wie das E-Duo von Hyundai/Kia sind da wesentlich fixer. Nissan-Ingenieure betonen allerdings, dass man sich lieber auf eine konstant hohe denn eine nur kurz haltbare maximale Ladeleistung konzentriert habe. So soll der Akku in 45 Minuten von 10-80 % geladen werden. Sollte man es aber mit dem serienmässigen, einphasigen Wechselstrom-Ladegerät versuchen, tröpfelt der Strom gerade mal mit 7,4 kW rein (bis 22 kW mit dem optionalen Ladegerät).

Ein wichtiges Kriterium für viele Elektroauto-Interessierte ist das regenerative Bremsen. Im Ariya ist die Ladestärke und damit die Bremswirkung einstellbar; wer will, kann also dank «one-pedal-drive» die E-Maschine auch stark fürs Verlangsamen einsetzen und die Bremsbeläge schonen…

Bildschirme und Knöpfe

Das Interieur ist gemäss den Testern von «Roadshow» gefällig, ohne verkrampft futuristisch sein zu wollen. Es gibt, natürlich, zwei grosse, berührungsempfindliche Bildschirme, für wichtige Funktionen bestehen aber nach wie vor Knöpfe und Schalter. Gut, um die Ablenkung in Grenzen zu halten: ein Head-up-Display im direkten Blickfeld des/der Lenkenden.

Viele Funktionen können auch über die Sprachsteuerung mit Amazon Alexa erledigt werden. In Elektroautos ebenfalls sehr hilfreich, jedenfalls wenn längere Strecken anstehen: Der intelligente Routenplaner, der die Lade-Stopps aufgrund von Ladezustand und Route vorschlägt. Ebenfalls an Bord ist die Smartphone-Integration mit Android Auto und Apple Car Play.

Üppige Ausstattung mit Assistenzsystemen

Die aktive Sicherheit des Ariya ist gut ausgebaut, mit dem serienmässigen Nissan Safety Shield 360, einem Bündel von Fahrerassistenten, das einen Toter-Winkel-Warner und einen Spurhalteassistenten, eine automatische Notbremsung mit Fussgängererkennung, einen Querverkehrswarner hinten, eine automatische Bremsung hinten und einen Fernlichtassistenten umfasst.

Parksensoren und ein scharfes 360-Grad-Vogelperspektiv-Display sind ebenfalls erhältlich. Der Ariya wird auch mit ProPilot 2.0, der nächsten Generation von Nissans Fahrassistenzsystem, erhältlich sein. Dieses teilautomatisierte Level-3-System ermöglicht freihändiges Fahren auf hochauflösend kartierten Autobahnen, wobei der Fahrer sein Ziel zunächst über das Navigationssystem festlegen muss. ProPilot Park, das freihändiges paralleles und vertikal Einparken ermöglicht, wird ebenfalls angeboten. Over-the-Air-Updates halten die Antriebssysteme des Ariya über Änderungen im Strassennetz auf dem Laufenden und ermöglichen das Herunterladen neuer Funktionen und Fehlerbehebungen.

Nissan in Europa geschwind elektrisch

Nissan steuert seine Investitionen für die europäischen Märkte vollständig Richtung Elektromobilität und verzichtet auf Investitionen in Euro-7-konforme reine Verbrenner. Deshalb werden ab 2023 neue Pw nur noch mit teil- oder vollelektrischen Antrieben in Europa angeboten. Nissan kündigt an, bis 2026 rund 75 Prozent seiner Neuwagen in der Region zu elektrifizieren (Steckerfahrzeuge). 2030 sollen es 100 % sein.

 

Quelle: https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/autokatalog/marken-modelle/nissan/nissan-ariya/

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