Mit einem «Whitepaper» wagt das Beratungsunternehmen MHP einen Ausblick in die City-Logistik der Jahre 2040. Fazit: Drohnen und unterirdische Infrastrukturen könnten eine wichtige Rolle spielen.

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Wie sieht die Zukunft aus? Diese Frage treibt wohl jeden von uns an – nicht nur im Transportgewerbe und der Logistikbranche. Wie genau die Entwicklungen der kommenden 20 Jahre aussehen könnten und welche Konzepte im Jahr 2040 die Logistikbranche bestimmen werden, damit hat sich jetzt die Management- und IT-Beratung MHP auseinandergesetzt. Im Whitepaper «Logistik 4.0 – Intelligent, integriert, autonom» stellt das Unternehmen entsprechende Ansätze und Ideen vor. Sie will damit dem Transportgewerbe, Logistikern, aber auch der öffentlichen Hand eine (kostenlose) Entscheidungshilfe geben.

Die Logistik steht an einem Scheideweg

«Nach unserer Einschätzung stehen wir gerade an einem Scheideweg», hält Julian Popp, Manager Digital Supply Chain Solutions bei MHP fest. Es gebe «mit Blick auf die durchgängige Digitalisierung entlang der Supply Chain etliche Herausforderungen für alle beteiligten Akteure und eine Vielzahl an Interessen, die erst einmal schwierig vereinbar scheinen.» Gleichzeitig würden innovative Technologien ganz neue Möglichkeiten und enorme Chancen eröffnen.

Hinzu kommen weitere, für die Zukunft strukturprägende Elemente: Der globale Handel mit Gütern und Dienstleistungen wird sich bis ins Jahr 2030 (unbesehen des aktuellen Einbruchs!) mehr als verdreifachen. Das Volumen an Paketlieferungen wird um das Dreifache ansteigen. Gleichzeitig werden Tausende von Berufsfahrern/-innen bis 2030 in Rente gehen und den akuten Fahrermangel in der Logistik verschärfen.

Innovationen sind angesichts der Herausforderungen unabdingbar

Vor diesem Hintergrund wird sich die Logistikbranche auf neue Innovationen abstützen müssen. Welche Konzepte im Jahr 2040 die Branche bestimmen werden, genau damit hat sich das Beratungsunternehmen MHP auseinandergesetzt. Im Whitepaper «Logistik 4.0 – Intelligent, integriert, autonom» stellt das Unternehmen entsprechende Ansätze und Ideen vor. Diese sind teilweise nicht neu. Dennoch lohnt es sich, sie zu erwähnen:

Mega-City-Logistik-Hubs an den Stadträndern

Die steigenden Warenströme werden in den Städten zwangsläufig zu neuen Logistikkonzepten führen. Für das Jahr 2040 prognostiziert MHP die Entstehung einer Reihe von sogenannten Mega-City-Logistik-Hubs an den Rändern der Ballungsräume bzw. Städten. Hier werden die Warenlieferungen gezielt gebündelt und dann mit kleinen Transporteinheiten wie elektrischen Lieferwagen und Velos oder auch Drohnen zum Endkunden gebracht. Diesem Trend entgegenkommen dürfte der Umstand, dass das Thema «Nachhaltigkeit» in den nächsten 20 Jahren eine noch entscheidendere Rolle in der Logistik spielen wird als bisher schon. Die Autoren des Whitepapers gehen deshalb beispielsweise von einem noch stärkeren Einsatz von Optimierungssoftware aus, um transportfertige Fracht und leere Transportmittel besser zusammenführen zu können und so die CO2-Bilanz pro Transport zu reduzieren.

Zustellungen mit Drohnen – und im Boden

Der Personalmangel sowie die zunehmenden Infrastrukturengpässe dürften daneben dazu führen, dass sich die Logistik ganz neu aufstellt: Zustellungen per Drohne – seit einiger Zeit von verschiedenen Firmen getestet – werden zunehmend zu einem Thema werden.

Daneben wird die Logistikbranche im Jahr 2040, so die Zukunftsforscher in ihrem Ausblick, vermehrt unterirdische Potenziale nutzen und Plattformlösungen entwickeln, die den Gütertransport unter der Erde koordinieren und autonom leiten sollen. «Durch sogenannte Hubs an den Start- und Endpunkten wichtiger Transportstrecken gelangen Waren, Pakete sowie andere Materialien wie z. B. Baustoffe per Aufzug in die unterirdische Infrastruktur. Dort stehen mit vernetzten Waggons bzw. voll elektrischen Förderbändern mit Transportmodulen unbemannte Fördermittel bereit», wie es in dem Whitepaper heisst. Auch das in der Schweiz propagierte Projekt «Cargo-sous-terrain» gehärt in diese Kategorie.

Alternative Transportmittel in der Luft und zu Wasser

Daneben sehen die Unternehmensberater aber auch noch sehr futuristische Zukunftslösungen: Die Rede ist von «alternativen Transportmitteln für den Luftverkehr», an denen die Logistikbranche forsche. Konkret: Riesige Luftschiffe, gefüllt mit Materialen oder Paketen, sollen als zentrale Lager dienen, wobei Drohnen die einzelnen Sendungen sodann autonom und direkt aus dem Luftschiff heraus zum Endkunden bringen würden ... Realistischer scheint da schon eher der Ansatz, dass an Gewässern liegende Städte mit unbemannte Booten bald schon primär wieder übers Wasser erschlossen werden.

Den Verfasser der Studie scheint dies (teilweise) klar zu sein. Es geht ihnen denn auch nicht primär darum, die Zukunft zu prognostizieren. «Wir wollen mit unserem Whitepaper für die notwendigen Veränderungen in der Logistik sensibilisieren und deutlich machen, was alles möglich ist», so Julian Popp. Und weiter: «Wichtig ist uns dabei: Es geht nicht darum, heute den großen Wurf hinzulegen. Es geht darum, sich über die Strategie klar zu werden und dann nacheinander Use Cases in Angriff zu nehmen.»

 

Quellen und weiterführende Informationen: https://www.logistik-watchblog.de/neuheiten/2593-fliegende-warenlager-autonome-schiffe-logistik-2040.html sowie https://www.mm-logistik.vogel.de/gewagter-ausblick-auf-die-logistik-2040-a-948772/. Das gesamte «Whitepaper» kann heruntergeladen werden unter https://www.mhp.com/fileadmin/www.mhp.com/assets/pdf/MHPWhitepaper-Logistic_DE.pdf

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