Eine Behörde muss sowohl vorausschauen als auch reagieren. Dies stellte ASTRA-Direktor Jürg Röthlisberger in seinem Referat am Mobility-Forum klar, in welchem er einen generellen Überblick über (strassen-)verkehrspolitische Entwicklungen gab. Eine Handlungsmaxime, die auch (oder gerade) im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren gilt.

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Nach Jürg Röthlisbergers Einschätzung ist der Modalsplit am ehesten bei der Mikromobilität zu verändern. Ansonsten sei der Split 80:20 (im alpenquerenden Güterverkehr 80 % auf der Schiene, im inländischen Personenverkehr 80 % mit dem PW) über die Jahrzehnte relativ stabil geblieben.

Eine der Herausforderungen der nächsten Jahre werde es sein, die Folgen der Elektrifizierung des Verkehrs auf die Einnahmen des Bundes (bisher über Abgaben auf Treibstoffe) aufzufangen. Vermutlich im Februar 2022 werde ein Antrag in den Bundesrat für eine neue Strassenfinanzierung (Ersatz der Treibstoffzölle) kommen. Angedacht ist ein Kilometer-Preis, unabhängig der Antriebsart, und unabhängig der Tageszeit, also kein lenkendes Roadpricing, wie Jürg Röthlisberger klarstellte. Nach Auffassung von Röthlisberger muss es der gesellschaftliche Anspruch sein, weiterhin Zugang zur Mobilität auf dem heutigen Preisniveau zu haben. Am Mobility-Forum an der transport-CH/aftermarket-CH Er prophezeite er jedoch auch, dass die Einstellungen zur Mobilität multimodaler und weniger ideologisch geprägt sein wird.

Die Multimodalität ist dabei gemäss Röthlisberger auch aus ökonomischen Gründen zwingend. «Wir haben heute grosse Ineffizienzen im motorisierten Individualverkehr wie im öffentlichen Verkehr», so der ASTRA-Direktor.

Nicht zuletzt deshalb plädiert Jürg Röthlisberger für ein umfassendes Mobility Pricing, wobei er glaubt, dass der Druck gerade aus der Transportbranche kommen werde, weil Lastwagen immer mehr im Stau stehen, «derweil die Autofahrer einzeln in ihren Fahrzeugen die Strasse überlasten».

Die bessere Nutzung der Strassen wird heute schon vermehrt über Verkehrsmanagement-Systeme angegangen – auf Nationalstrassen wie im Regional- und Lokalverkehr. Eine grosse Herausforderung bleibe auch damit noch die Unterhaltsfähigkeit, unter anderem weil die nächtlichen Zeitfenster aufgrund des Drucks auf die Infrastrukturen immer kleiner werden.

Fürs autonome Fahren kann gemäss Röthlisberger das Recht in der Fliegerei eine Referenzgrösse sein. «Dort gibt es bereits zwei Rechtsgrundlagen für manuelles und automatisiertes Fliegen.» Ein zweiter grosser Bereich seien Zulassungsfragen angesichts dauernder digitaler Updates, besonders für Assistenzsysteme. Ein Ansatz könnte in diesem Zusammenhang ein in jedem Auto (über Blockchain) hinterlegter digitaler Datensatz sein.

Zum automatisierten Fahren schliesslich hielt Röthlisberger generell fest, dass betreffend Datensicherheit grosse Fragen im Raume stehen. «Besonders heikel sind georeferenzierte Daten, das ist ein möglicher Stolperstein.» Denkbar sei jedoch, dass eine besondere Daten-Infrastruktur für den Verkehrsbereich geschaffen werde.

Nicht nur deswegen ist Jürg Röthlisberger indessen davon überzeugt, dass «Level 5 Fahrzeuge auf öffentlichen Strassen für die nächsten 30 Jahre ein Phantom» seien -also noch in weiter Ferne!

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